Klarer Kurs - Ein Erfahrungsbericht (ZOE 01-2025)
Reflexion bei einem Segeltörn
Ein Erfahrungsbericht über eine Offsite-Kick-off-Veranstaltung zeigt, wie man einen Segeltörn nutzen kann, um Reflexionsprozesse in einem Führungsteam zu fördern. Die Manager*innen treten in ungewohntem Umfeld mit ganz eigenen Herausforderungen aus der Alltagsroutine heraus, brechen ihre Muster, machen neue Erfahrungen und schaffen Raum für neue Gedanken sowie eine andere Art der Zusammenarbeit.
Die Führungsetage eines IT-Unternehmens, das innerhalb von acht Jahren von 80 auf 800 Mitarbeitende gewachsen ist, bestehend aus dem Inhaber, zwei Bereichsleitern und sechs Teamleitern, will proaktiv die Unternehmenskultur weiterentwickeln, mehr Fachkräfte zu Bewerbungen motivieren, den Krankenstand senken und Arbeitsergebnisse stressfreier erreichen. Inhaltlich soll eine neue Führungsleitlinie erarbeitet werden; eine mehrtätige Kick-off-Veranstaltung durch ein Outdoorevent soll den Prozess anstoßen.
Die Ausgangslage
Die Führungsriege möchte für sich selbst herausfinden, wie sie nicht mehr in Bereichen und «Arbeitssilos» denkt und handelt, sondern wie es gelingt, das Gesamtergebnis und die Synergien zwischen den Führungsbereichen zu sehen. Zudem sollen die eigenen Stärken erkannt, entwickelt und das «Wir-Gefühl» innerhalb der Führung gesteigert werden. Außerdem wollen die Führungskräfte Perspektiven erarbeiten, wie sie die Mitarbei tenden besser führen und diese in ihren eigenen Fähigkeiten bestärken können. Im Kick-off soll reflektiert werden, auf welche Weise die Führungskräfte aktuell führen. Sie sollen sich selbst besser kennenlernen, aber auch das Vertrauen unter einander stärken. Schließlich soll ein gemeinsames Führungsverständnis entwickelt und in einem Führungshandbuch festgehalten werden.
Als Rahmen wählte die Führungsetage einen dreitägigen Segeltörn, da die Analogien zwischen den hohen Anforderungen an ein gelungenes Zusammenspiel und dem Zeitdruck auf See und dem beruflichen Alltag zu ihnen passten und sie ansprachen: Beim Segeln, genau wie im Berufsleben, gilt es, Führungsklarheit zu entwickeln – zwischen Kuschelkurs und Kommandobrücke.
Das Format des Kick-offs
Das gewählte Format besteht aus drei Tagen Segeln, mit Übernachtung an Land im Hotel. Im praktischen Erleben soll deutlich werden, wie die Führungskräfte führen und wie sie das Geführtwerden durch andere empfinden. Der Segeltörn dient da bei gleichzeitig als Aktionsraum, aber auch als offener Ort für Gespräche, Austausch und Feedback sowie für das Teilen von Sorgen und Hoffnungen. Nach dem erfahrungsorientierten Segeln gehört im Nachgang unbedingt ein reflexionsorientierter Workshop dazu, um zu Erkenntnissen zu gelangen und die Ergebnisse im Alltag umsetzen zu können.
Am Steg in Lübeck Travemünde wird die Gruppe vom Skipper und Führungskräfte-Coach auf seiner Hochsee-Segelyacht «LeaderSHIP» begrüßt. Bis auf eine Person sind alle bisher noch nie gesegelt. Nach der Begrüßung gibt es eine Einführung zum Verhalten auf dem Schiff.
In der Anfangsrunde erläutern die teilnehmenden Führungskräfte ihre Wünsche an die Kick-Off-Veranstaltung und die zwei mitgebrachten Arbeitspakete, die sie auf dem Schiff bearbeiten möchten (siehe Kasten).
Führungsverständnis in der Praxis erleben und reflektieren
Praktische Übung 1: das Führungsverständnis auf dem ReflexionsRAD
Wie die Dynamiken innerhalb der Gruppe, die verschiedenen Werte, Stile und Führungsansichten aussehen, wird gleich zu Beginn des Coachings – das Schiff ist noch im Hafen – deutlich. Der Coach breitet auf dem Salontisch in der Kajüte das ReflexionsRAD aus, eine kreisförmige Scheibe, auf der wesentliche Themen der Mitarbeiterführung zu finden sind (siehe Foto). In der Struktur des Riemann-Thomann-Kreuzes mit den vier Grund bestrebungen nach Nähe und Distanz sowie Dauer und Wechsel sind verschiedenste Themen eingebunden, unter anderem Werte, Antreiber, Teamrollen und Unternehmenskulturen.
Erste Aufgabe der teilnehmenden Führungskräfte ist es, mithilfe eines Steines auf dem ReflexionsRAD die jeweils präferierten Werte zu kennzeichnen. Dynamisch wird die Übung, weil die Scheibe kugelgelagert und damit beweglich ist. So zeigt sich sehr schnell, in welche Richtung sich die Scheibe neigt, wo sich die Gegenpole befinden, wo es zu kippen droht.
Viele der Steine dieser Gruppe stehen bei Werten wie Vertrauen, Sensibilität, Emotionalität. Dagegen sind Werte wie Sachlichkeit, Verbindlichkeit oder Kontrolle kaum besetzt worden. Die Gruppe reflektiert daraufhin: «Vielleicht sind wir zu harmonisch? Denn wenn es ‘friedlich’ und ‘höflich’ ist, wird es ‘friedhöflich’. Wie können wir vielmehr strukturierter arbeiten, sodass unsere Werte-Gewichtung uns nicht einschränkt? Wie erreichen wir so viel Struktur wie nötig, aber so wenig wie möglich?
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Erstveröffentlichung in der OrganisationsEntwicklung 1/2025 - http://www.zoe-online.org/
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